Legal Software Logo
Legal Software

Warum Legal Tech tot ist...

Unsere Gründungsgeschichte, Teil 1

19. August 2021
Max Pschiebel
Max Pschiebel
CEO

Die Anfänge

Erste Berührungen mit “Legal Tech”

Tom und ich kennen uns ursprünglich bereits aus Schulzeiten. Näher kennengelernt haben wir uns aber erst Ende 2017 während unserer Studienzeit in München. Ich habe zu dem Zeitpunkt Jura im fünften Semester studiert, Tom war im dritten Semester seines Informatikstudiums.

Kurz zuvor, im Sommer 2017, hatte ich zum ersten Mal den Begriff “Legal Tech” gehört. Am 1. September 2017 stand eine Tagung zum Thema “Zugang zum Recht durch Legal Tech?” an der Universität Mannheim an und die LMU München veranstaltete eine Studienfahrt zu dieser Tagung. Ein guter Freund nahm an der Fahrt teil, ich war zwar auch angemeldet, blieb aber aus persönlichen Gründen in München. Diese Studienfahrt sollte wenige Monate später in der Gründung der MLTech Student Association münden.

Erstes gemeinsames Treffen

Unser erstes gemeinsames Treffen hatten Tom und ich in der Herzog Bar in der Münchner Maxvorstadt. Wir haben dort insbesondere über die Unterschiede der juristischen und technischen Welt gesprochen. Besonders erstaunlich und mit Sicherheit der größte Unterschied der beiden Bereiche ist, dass die meisten Juristen entweder nach einem festen Honorar oder auf Basis eines festen Stundensatzes arbeiten, während das höchste wirtschaftliche Ziel der Informatik die Entwicklung skalierbarer Geschäftsmodelle ist.

Stand von Legal Tech

Jahresende 2017

Zu diesem Zeitpunkt war die deutsche Legal-Tech-Branche stark geprägt von bereits jahrelang bekannten, bewährten Dokumentenverwaltungs- und Buchhaltungstools. Innovationen waren rar, und schrittweise gab es erste Vorträge und Veranstaltungen, die sich ausschließlich mit der Thematik Legal Tech befassten und bei denen nahezu immer dieselben abstrakten Fragen gestellt wurden:

  • Was ist Legal Tech?
  • Wie real ist der Legal-Tech-Hype?
  • Müssen Juristen von morgen programmieren können?
  • Ab wann ist Legal Tech aktive Rechtsberatung?
  • Werden Anwälte künftig durch Legal Tech ersetzt?

Diese Fragen wurden starr heruntergebetet und häufig auf ein und dieselbe Weise beantwortet: Legal Tech setzt sich zusammen aus “Legal” und “Tech”, hat also etwas mit Recht zu tun, und beinhaltet auch Technik. Zudem ist der Begriff Englisch, d.h. dadurch bereits an sich modern. Juristen von morgen müssen zwar nicht unbedingt programmieren können, sollten sich aber sehr wohl mit Technik und Informatik auseinandersetzen und einige Funktionsweisen verstehen. Aktive Rechtsberatung liegt vor, sobald keine schematische, sondern eine einzelfallbezogene Prüfung erforderlich ist. Zuletzt werden Anwälte künftig wahrscheinlich nicht durch Legal Tech abgelöst, Legal Tech kann den Anwalt aber bei häufiger auftretenden Arbeitsprozessen unterstützen und bei repetitiver Mandatsbearbeitung womöglich auch teilweise ersetzen.

Einige der bekannteren Unternehmen wie rfrnz, Lawlift und 42DBS kamen gerade erst auf den Markt, andere wiederum, wie Bryter oder Codefy, waren noch nicht gegründet. Allmählich versammelte sich eine zweite Riege von Legal-Tech-Unternehmen, die sich zum Ziel gesetzt hatten, die oben genannten Fragen zu beantworten.

Erste konkretere Pläne

Nach dem ersten Treffen haben Tom und ich uns weiter getroffen und bald kamen zusätzliche Aktivitäten wie gemeinsame Golfrunden hinzu. Dabei sprachen wir auch häufiger über Digitalisierung in Anwaltskanzleien. Ich habe zu der Zeit in zwei Kanzleien in München im Insolvenz- und Gesellschaftsrecht gearbeitet. Beide Kanzleien arbeiteten selbstverständlich mit Computern, allerdings mit erheblichen Unterschieden: Während eine Kanzlei zusätzlich ein DMS hatte, sämtliche Posteingänge einscannte, Mandate in digitalen Akten verwaltete und nicht zuletzt auch eine digitale Zeiterfassung besaß, wurde bei der zweiten Kanzlei noch weitestgehend mit Papier und analogen Akten gearbeitet. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, Vorteile von Digitalisierung in der beruflichen Praxis erleben zu können.

Ich habe auch Tom von meinen Erfahrungen erzählt. Unsere Diskussionen haben dazu geführt, dass wir allmählich konkreter über potenzielle gemeinsame Projekte gesprochen haben. Unser Ziel war es, Anwälte bei der Digitalisierung ihrer Kanzlei zu unterstützen und eine gewisse digitale Basis zu schaffen, mit der Kanzleien arbeiten konnten. Wir wollten den Markt sondieren und Kanzleien die aus unserer Sicht nützlichsten Programme empfehlen.

Wir standen vor der Herausforderung, dass es bei Anwaltskanzleien massive Unterschiede bei der Bedeutung von Digitalisierung gab: Angefangen bei strikten Technikverweigerern, die ihre Schriftsätze weiterhin am liebsten diktierten, über Juristen, die teilweise mit Computern arbeiteten, bis hin zu voll digitalisierten Kanzleien. Wir mussten uns daher nicht nur Gedanken darüber machen, welche Produkte wir Kanzleien empfehlen, sondern insbesondere auch, wie wir überhaupt Kanzleien Digitalisierung näherbringen könnten.

In den folgenden Wochen beschäftigten wir uns intensiv mit diesen Fragestellungen. Wir lasen aktuelle Bücher über Legal Tech, Ratgeber zu digitaler Kanzleiorganisation und testeten auch einige Demo-Versionen.

Im November 2018 zeigte mir Tom dann bei einem Abendessen auf seinem Smartphone eine Webseite, die er erstellt hatte. Sie trug die URL www.zukunft-verstehen.com. Diese Webseite sollte den Grundstein legen für unsere erste Firmengründung, unserer Fusion von IT und Recht: Zukunft Verstehen.

Kommende Woche erfahren Sie im zweiten Kapitel einen weiteren Teil der Geschichte hinter Legal Software. Wir freuen uns über Ihre Kommentare zu unseren Produkten, Blog-Artikeln und YouTube-Videos sowie Ihre Anregungen für zusätzliche Features oder Softwarelösungen. Schreiben Sie uns gerne eine Mail an info@legal-software.io oder rufen Sie uns an.