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Warum Legal Tech tot ist...

Unsere Gründungsgeschichte, Teil 3

07. September 2021
Max Pschiebel
Max Pschiebel
CEO

Die Gründung von Legal Software basiert auf einer knapp vierjährigen Auseinandersetzung mit der Rechtsbranche und Legal Tech. Wir möchten Ihnen die Hintergründe dieser Geschichte so konkret wie möglich aufzeigen.

Letzte Woche haben wir hierzu den zweiten Teil unserer Gründungsgeschichte veröffentlicht. Wir haben dort von unserem ersten gemeinsamen Projekt, unserem Weg von der passiven Kanzleiberatung hin zur aktiven Softwareentwicklung und unserer ersten Produktidee gesprochen. Teil 2 endete mit dem Brainstorming für diese Idee im Spätherbst 2019. Heute werden wir Ihnen von der Produktentwicklung und unseren Zielen sowie dem weiteren Werdegang erzählen: Vorhang auf für die Klauseldatenbank!

Use Case und technische Meilensteine

Konkrete Ausarbeitung der Klauseldatenbank

Wir haben die Klauseldatenbank als SaaS-Datenbank zum Erstellen, Suchen und Teilen von Vertragsklauseln und weiteren Textbausteinen konzipiert. Unser Ziel war es, dass Juristen einmal erledigte Mandatsarbeit bei inhaltlichen Überschneidungen wiederverwenden können. Wir haben die Idee in persönlichen Gesprächen mit folgendem Use Case erklärt:

Ein Mandant kommt zum Anwalt und möchte einen Darlehensvertrag haben. Der Anwalt weiß, dass er in der Vergangenheit bereits 3-4 Darlehensverträge verfasst hat, allerdings weiß er nicht mehr, welche Mandanten ihn denn damit beauftragt haben und wo er die Dateien gespeichert hat. Bei den einzelnen Darlehensverträgen sind 70-80% der Klauseln identisch, die restlichen 20 - 30 % individuell auf den Mandanten zugeschnitten. Der Anwalt kann also theoretisch einige Klauseln, die er bereits verfasst hat, wiederverwenden. In der Praxis fehlen ihm dafür jedoch die Tools und in der Folge wiederholen sich viele Arbeitsprozesse. Unsere Lösung ist die Entwicklung einer Online-Datenbank, die das Erstellen, Teilen, Überarbeiten und Bewerten von Vertragsklauseln ermöglicht.

Unsere Zielgruppe waren hauptsächlich Anwälte, aber auch Rechtsabteilungen und weitere juristische Berufsträger. Die technischen Meilensteine sahen anfangs noch sehr allgemein aus: Ein Login musste entwickelt werden, genauso wie ein umfassendes UI und auch beispielsweise eine E-Mail-Benachrichtigungsfunktion.

Alternativen zur Klauseldatenbank definierten wir beispielsweise als Word-Templates, klassischen E-Mail-Verkehr, Online-Vertragsmuster und eine analoge oder digitale Literaturrecherche.

Erste Gespräche mit Start-Up-Förderprogrammen

Bewerbung für den LMU Accelerator

Während der Entwicklung der Datenbank haben wir uns zudem bei einschlägigen StartUp-Förderprogrammen beworben, um einerseits vom gemeinsamen Austausch und Mentoring zu profitieren und andererseits auch um uns eine finanzielle Förderung für unser Projekt sichern zu können.

Anfang März 2020 haben wir uns für die damals aktuelle Batch des LMU EC Accelerator beworben und in diesem Zuge auch unser erstes Pitchdeck erstellt. Wir haben uns ganz konkret mit unserem Geschäftsmodell auseinandergesetzt, die Klauseldatenbank als Freemium-Modell mit einer kostenlos nutzbaren öffentlichen Plattform und einer kostenpflichtigen privaten Datenbank skizziert und waren unter anderem auch bei einem Fotografen, um professionelle Fotos für unsere Präsentation schießen zu lassen. Im Anschluss an unsere Bewerbung wurden wir zur persönlichen Präsentation in den Büros des Accelerators eingeladen.

In diese Zeit fiel leider auch die erste Welle der gerade ausgebrochenen Corona-Pandemie. Während die erste Präsentationsrunde noch in Präsenz abgehalten werden konnte, mussten wir die finale Pitch-Runde am 12.03.2020 bereits im Home-Office über Zoom durchführen.

Wir hatten es in die Endauswahl geschafft und durften unsere Idee nun vor der Leitung des Accelerators pitchen. Wir stießen bei der Jury insbesondere auf Bedenken zu unseren Umsatz- und Gewinnaussichten wie auch zu unserem Commitment. Wir haben einerseits unsere Umsatz- und Gewinnziele nicht überzeugend dargelegt, und andererseits befand ich mich damals in der Vorbereitung auf die Erste Juristische Staatsprüfung und konnte mich nicht in Vollzeit dem Projekt widmen. Demgegenüber hatte die Jury unbedingt erwartet, dass neben dem sechsmonatigen Förderprogramm keine derart zeitintensiven weiteren Projekte anstehen.

Aus diesen Gründen erhielten wir damals vom Accelerator eine Absage. Unser Projekt hatte es nicht zu einer Förderung geschafft.

Erste Hindernisse und Herausforderungen

Coronavirus und Examensvorbereitung

In der Folgezeit machte die Corona-Pandemie Präsenzveranstaltungen gänzlich unmöglich und selbst persönliche Treffen zu zweit waren schwer umsetzbar. Sämtliche Legal-Tech-Veranstaltungen wurden bis auf unvorhergesehene Zeit abgesagt. Aus Unsicherheit vor den damals in Kraft getretenen landkreisübergreifenden Ausgangssperren verlagerte Tom seine Arbeitsstätte und war vorerst nicht in München. Dementsprechend haben wir damals unsere Gesellschaftermeetings allesamt “remote” abgehalten.

Zu dieser Zeit begann auch allmählich meine intensive Vorbereitung auf das erste Staatsexamen. In den kommenden Monaten musste ich Whiteboard und Pitchdeck immer häufiger gegen Sartorius und Schönfelder tauschen. Ich konnte mich leider aufgrund des Repetitoriums, des Klausurenkurses und des weiteren Selbststudiums nicht wie gewünscht im Unternehmen einbringen. Dankenswerterweise hat mir Tom in dieser Zeit viel Verständnis entgegengebracht, die Klauseldatenbank weiterentwickelt und mich in meinem Tun unterstützt. Wir haben allerdings weiterhin mehrmals pro Woche Rücksprache zur technischen Entwicklung und zum Aufbau und Design der Klauseldatenbank gehalten.

Im September 2020 war es dann soweit: Vom 08.-15.09.2020 standen die sechs Examensklausuren an. 3x Zivilrecht und 1x Strafrecht, gefolgt vom Wochenende und den letzten beiden Klausuren im Öffentlichen Recht. Für den achttägigen Urlaub nach dem Examen waren die Flüge nach Spanien bereits gebucht. Dieser Urlaub sollte eine Belohnung für die vorangehende Examenszeit sein und uns einige schöne Sommertage am Pool, in tollen Restaurants und auf den lokalen Golfplätzen einbringen.

Nach dem Urlaub würden wir dann wieder gemeinsam mit voller Kraft und vorerst ohne Examensstress an der Klauseldatenbank weiterarbeiten. Wir trafen uns am folgenden Montagmorgen in einem Café in der Münchner Innenstadt zum Frühstück und entwickelten einen Plan für die kommende Zeit.

Gespräche mit weiteren Förderprogrammen

Wir haben uns dabei vorgenommen, in der Folgezeit stärker die Thematik der Aufnahme von Fremdkapitel anzugehen, um ein Budget für Marketing- und Personalausgaben zu bilden und damit die Klauseldatenbank schneller entwickeln und bekannt machen zu können.

Wir haben mit Start-Up-Unterstützern wie BayStartUp, weiteren Accelerator- und Inkubator-Programmen wie Wayra Germany, staatlichen Förderungen wie dem EXIST Gründerstipendium oder der LfA Förderbank, aber auch klassischen Banken gesprochen, unsere Idee vorgestellt und verschiedene Angebote eingeholt.

Im Ergebnis haben wir allerdings oft dieselben Bedenken gehört: Wir konnten nicht exakt beziffern, wie viel Kapital wir für welchen konkreten Posten (Marketing, Personal etc.) benötigten, unsere Gesellschaftsform (UG & Co. KG) war für die Aufnahme von Fremdkapital suboptimal und unsere Zukunftsaussichten aufgrund der noch nicht finalisierten Entwicklung zu unsicher für eine Risikokapitalförderung.

Aus diesen Gründen haben wir nach einiger Zeit unseren Plan geändert und sind darauf umgestiegen, die Klauseldatenbank ohne weiteres Fremdkapital zu entwickeln und anschließend auch zu launchen.

Unser Schritt in die Öffentlichkeit

Der Launch der Klauseldatenbank

Ende April 2021 war es dann soweit: Wir hatten schließlich die erste Version der Klauseldatenbank fertig entwickelt. Als Datum für den Launch haben wir den Donnerstag, 29.04.2021 festgelegt. Wir trafen uns an dem Tag bei Tom im Büro, die Nervosität war uns beiden stark anzumerken. Wir haben die Webseite unter der URL “klauseldatenbank.com” live geschaltet und den Launch zur LinkedIn-”Primetime” gegen 12:30 Uhr gepostet. Kurz darauf konnten wir die ersten Registrierungen und Benutzungen verzeichnen.

Dieser Launch sollte der Anstoß zu einer sehr lehrreichen Zeit sein, die in den kommenden Monaten folgte.

Kommende Woche erfahren Sie im vierten Kapitel den finalen Teil der Geschichte hinter Legal Software. Wir freuen uns über Ihre Kommentare zu unseren Produkten, Blog-Artikeln und YouTube-Videos sowie Ihre Anregungen für zusätzliche Features oder Softwarelösungen. Schreiben Sie uns gerne eine Mail an info@legal-software.io oder rufen Sie uns an.